Donnerstag, 25. November 2010

Roy Black

Hallo aus dieser verrückten Stadt,

gab es bei euch heute auch schon Schneeregen UND Sonne? Gegen Mittag war es bei uns sogar fast dunkel. Aber kommen wir zu vorletzter Nacht, darüber wollte ich ja noch berichten....

es fing eigentlich alles ziemlich harmlos an. Ich verließ gegen Abend ziemlich deprimiert die Wohnung, hatte keine Lust auf nichts außer dem Triumph, morgens reinzukommen und die Taschen voller Geld zu haben (Daniel hat sich neu eingekleidet und ich fühle mich irgendwie unter Konsumzwang). Ich geh also die Treppe runter und aus der Nachbarswohnung schallt wie immer Roy Black- ein Hintergrundgeräusch, an das ich mich längst gewöhnt habe- als sich plötzlich die Tür von ebendieser Wohnung öffnet und nicht die Oma vor mir steht, die ich dort immer vermutet hatte, sondern so ein Typ, die Sorte Mann von der jede Frau sagen würde, er sei nicht ihr Typ, nicht weil er so besonders hässlich wäre, aber weil er eben keiner gängigen Idealvorstellung entspricht. Genau dieser Typ lallt mir entgegen, ich wäre viel zu dünn angezogen (Leo-Print-Strumpfhose, High Heels, dünner Mantel), ich solle doch reinkommen und erstmal was Warmes trinken. Na gut, denke ich, warum nicht? Vielleicht hätte ich mir denken sollen, dass er mit warm nicht warm, sondern hochprozentig meinte. Und es ist bei mir leider so, dass ich Schnaps genau so wenig widerstehen kann wie ich ihn vertrage. Es gab dann Wodka. Ich hab nicht nachgefragt, warum er tagein, tagaus so laut alte Schlager hört und nach zwei, drei Gläschen wars mir auch egal. Ich komm dann immer so in Stimmung, ihr wisst schon, und hab dem Kerl dann antürlich prompt erzählt, was ich beruflich mache.

Tja, da könnte ich jetzt ausholen und einen Roman darüber schreiben, wie die Leute so reagieren, wenn man ihnen erzählt, dass man Hure ist. Kennt ihr den Film "Hautnah"? Da erzählt in einer Szene eine der weiblichen Hauptpersonen einem der Männer, dass sie Stripperin war. Er guckt sie komisch an und dann:

Sie: Sehen Sie nur, Ihre kleinen Augen!
Er: Ich kann meine kleinen Augen nicht sehen.

Bei uns war es etwas anders. Er bekreuzigte sich dreimal und fragte dann, ob er heute mit mir kommen darf. Er sei Maler und auf Motivsuche. In nüchternem Zustand hätte ich vermutlich Nein gesagt, aber ich war eben nicht nüchtern und so ließ ich Roy mitkommen und er rief uns beiden sogar ein Taxi. Während der Fahrt bläute ich ihm immer wieder ein, dass er bloß keine Gesichter mit drauf nehmen darf, auf keinen Fall Gesichter, keinen Ärger machen,  sich schön im Hintergrund halten.

An meinem Arbeitsplatz kamen dann erstmal 100 besorgte Fragen, ob ich jetzt einen Zuhälter hätte und wer denn der zwielichtige Typ sei. Meine Erinnerungen sind verschwommen, aber gestern abend sagte mir jemand, dass ich nur immer wieder erklärt hab: Das ist Roy! Das ist Roy Black! Oh mein Gott....

Ich hab dann allen Freiern, die anfragten, erzählt dass ich einen Künstler dabei habe, der gerne Aktbilder von uns malen würde. Wenn einer Ja gesagt hat, durfte Roy mitkommen, bei Nein musste er auf mich warten. Natürlich war er die ganze Zeit umringt von den Mädels, die Pause machten- schon erstaunlich, was ein Mann mit dem Wort "Künstler" alles erreichen kann ;-)

Zu meiner Überraschung (zumindest im Nachhinein) waren 3 Kunden einverstanden mit der Malaktion. Der erste wollte in kein Hotel und so musste sich Roy auf dem Beifahrersitz kauern, während wir es auf der Rückbank trieben. Ich sah ihn an, während er malte und ich Sex hatte. Schade, dass es kein vernünftiges deutsches Wort für 'weird' gibt. Nummer Zwei, der Ja sagte, wollte inen Blowjob im Waldstück. Er sprach gebrochen Deutsch und fand die Idee super, dass jemand seinen "P****l in richtig groß" malt. Er sagte auch währenddessen immer wieder, dass er ihn nur schön groß malen soll, und ich musste so lachen. Musstet ihr bei einem Blow Job schonmal lachen?

Ja und Nummer 3 nahm uns dann schließlich mit ins Hotel. Er war ein Geschäftsmann, irgendwas mit Ingenieur oder Investor oder so und er meinte, eine Session (ja, so hat er das genannt) mit uns wäre ideal, um irgendeinen Geschäftsabschluß zu feiern. Seine Frau hätte heute ohnehin Häkelstunde (ich vermute stark, dass Häkelstunde ein anderes Wort für Lover treffen ist). Und in diesem Hotel, unten in der Lobby, sah ich Mister Blutfetisch. Es war nur ein kurzer, verworrener Moment, aber ich hab ihn genau erkannt. Er saß mit einem älteren Mann, der vielleicht sein Vater war, an der Bar. Der Vater machte einen unfreundlichen Eindruck auf mich und als Mister BF mich sah, wurde er rot und wendete den Blick ab....

Im Zimmer gab es dann noch mehr Wodka und ich weiß nur noch, dass wir irgendwann alle drei im Bett lagen... ungelogen, danach hab ich den total Filmriss, bis Roy mich dann irgendwann morgens aus dem Hotel schleppte. Auf dem Heimweg wurd ich wieder halbwegs klar. Und da offenbarte er mir, dass er jetzt sofort seine Sachen packen   muss- er habe einen Termin in einer Klinik, zum Alkoholentzug.

Tja, so kann es gehen. Naja, der Kater lässt so langsam nach und ich muss auch bald schon wieder los....

Also, macht es gut und don't party too hard,
Eure GloomyFox

1 Kommentar:

  1. Sachen gibt's... ;)
    Er hat halt nochmal gefeiert vor der Entziehungskur. Aber bei der Musik muß man ja auch zum Alkoholiker werden :P

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