Montag, 8. November 2010

Blasen an riskanten Orten

Ich hatte euch ja vorgestern versprochen, von Freier Nummer vier zu berichten. Und weil die letzten beiden Nächte ziemlich ereignislos verlaufen sind (am Wochenende haben sie andere Frauen, um die sie sich kümmern müssen), werde ich das jetzt nachholen. Ihr müsst wissen, dass, trotz der Freierkategorien aus meinem zweiten Beitrag, kein Mann ist wie der andere. Das ist vielleicht auch das Schwierige an meinem Job. Ich muss für sie alle das Mädchen oder die Frau sein, die sie in diesem Moment wollen.
Manche wollen ein Hure, der man anmerkt, dass sie eine Hure ist. Manche wollen eine Geliebte. Und manche himmeln uns an, wie Heilige, auch wenn das absurd ist.
Ich habe einen Freier, der zu Hause eine erfolgreiche Frau hat, eine Dolmetscherin, die viel reist und wenig Ehe führt. Er selbst ist Büroangestellter- einer der vielen, unauffälligen Männer mit Anzug und Krawatte, die man manchmal mittags in Richtung Bäckerei oder McDonald’s laufen sieht. Ihr wisst schon.
Auf der Arbeit ist er einer von vielen und zu Hause, wenn seine Frau mal da ist, eigentlich auch. Ihr erwartet jetzt vielleicht, dass er einer dieser Hobby- Sadisten ist, der dann zu einer Nutte geht, um sie zu erniedrigen.
Die Wahrheit ist viel schlimmer, zumindest moralisch: Er liest mich alle paar Wochen an meinem Platz auf, fährt mit mir zu seinem Haus in einem dieser feinen Vororte, wo im Advent immer leuchtende Nikoläuse in den Vorgärten sitzen und wo das Licht in den Fenstern immer warm ist.
Er parkt vor seinem Haus, dann löscht er das Licht, ich verschwinde im Fußraum und mach es ihm mit dem Mund, während er durchs Wohnzimmerfenster rein sieht, zu seiner Frau, die an ihrem Schreibtisch sitzt und arbeitet. Versteht ihr die Tragik?
Anstatt, dass er mit ihr redet, ruiniert er seine Ehe mit einer Nutte direkt vor den Augen seiner Frau, die zu beschäftigt ist, um es zu merken.
Manchmal müssten die Leute vielleicht einfach nur miteinander reden. Vielleicht muss sie ihn erst erwischen, damit sie das tun.
Wo wir gerade bei Reden sind- Daniel hat seine Freundin verlassen. Er sagt, sie langweilt ihn. Oder, wie er es sagt: es hat keinen Reiz mehr, sie flachzulegen.
Ich hab zu ihm gesagt, es kann doch nicht nur darum gehen. Da hat er eine Augenbraue hochgezogen und blöd gelacht.
Er sieht gut aus, auf eine schwer beschreibbare Art. Irgendwo zwischen gut und abstoßend. Aber als Mensch ist er nur abstoßend.
Als ich hier eingezogen bin, hab ich versucht, mich mit ihm anzufreunden. Nach ein paar Wochen habe ich gemerkt, was für ein Mensch er ist und es gelassen. Wie er seine Freundin abserviert hat, hat mich darin bestätigt- er hat nichtmal mit ihr gesprochen. Er hat einfach nur seinen Facebook-Status geändert, so wie die Promis das immer machen. Das ist der Wert einer Beziehung für Leute wie Daniel: Ein Status auf einem Online-Profil.
People=Shit (im Großen und Ganzen).
Schlaft gut,
Eure GloomyFox

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen